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Büchse Messe München PostLogisitics 2013

Installation für die Logisticmesse in München

Mitte Mai 2013 kam der Auftrag, für eine riesige Konservendose (ca. 1.80m hoch und ca. 1.50m Ø), welche sich drehen musste, während ein entsprechend grosses Schweizer Taschenmesser sich als Büchsenöffner betätigte, die Mechanik zu entwickeln und zu bauen. 


Für den Messestand von PostLogistics an der transport logistic München 2013.


Die Zeitspanne, das zu realisieren war mit 14 Tagen eher knapp…

Ich baute eine Mittelsäule, welche auf den Grundsockel zu stehen kam, worauf oben die Dreh- und die Schwenkvorrichtung angebracht waren. 

Der Drehring, woran die zwei Büchsen-Schalen von SLS angeschraubt wurden, stand auf Bockrollen, die vom Boden nach oben reichten – damit nichts heruntergefallenes die Räder zum Holpern bringen konnte. (Sie drehten sozusagen an der Decke.)

Die Drehachse oben auf der Säule war hohl und fix, während ein Kugellager Speichen und Antriebs-Pulley trug. So konnte der Strom für die Schwenkmechanik durch die Achse hindurch nach oben zum Motor geführt werden – was sonst wegen der drehenden Speichen verhindert wäre.


Das Taschenmesser war glatte 60 kg schwer. Dies, weil mit leichterem Material die Präzision nicht erreicht worden wäre, welche es tatsächlich wie echt erscheinen liess... 


Für mich ein grosses Problem: 60 kg frei schwebend oszillieren zu lassen ohne supermassive Konstruktion ist nicht einfach. Ich brachte ein ebenso schweres Gegengewicht nicht nur gegenüber dem Messer, sondern auch innerhalb der Büchse gegenüberliegend, auf der anderen Seite der Stützsäule an. Dies, damit die Konstruktion - hoch, wie sie war und ohne Befestigung auf dem Boden - stabil stehen blieb und nicht kippen konnte…


Die erste Schwenkachse für das Messer war ein 35 mm Ø Vollmaterial  – und viel zu Schwach für die Torsionskräfte, wie sich beim ersten Versuch herausstellte! Zum Glück hatte ich noch zwei Guss-Standkugellager für eine Welle von Ø 50 mm. Diese Welle (Präzisionsstahlrohr 50 x 8 mm) bewährte sich dann.


(Die Eile, mit welcher wir das Projekt realisieren mussten, führte zu einigen Problemen. Nachts um 11 Uhr – geriet mir tatsächlich der linke Daumen zwischen den Pleuel des Antriebs fürs Messer. Der Motor blieb stehen, mit dem Fuss konnte ich den Stecker ziehen. Dann, leider, musste ich den richtigen Innensechskantschlüssel nehmen und möglichst kaltblütig den Pleuel abschrauben, da so ein Schneckenradgetriebemotor selbsthemmend ist, sich also nicht zurückdrehen lässt. Zum Glück war der Schlüssel in Reichweite! Der Daumen hatte seitlich eine Taille bekommen – aber es schien nichts gebrochen, also überschlief ich das erst mal. Am nächsten Tag schmerzte es zwar, aber es ging – ich musste ohnehin die Mechanik zur SLS rausbringen für Tests.. Wo mir dann die Schreiner Ihre Verletzungs-Horrorgeschichten erzählten, bis ich kleinlaut schwieg.)


Die zwei Motoren stammten von der Firma Dietrich & Blum, jetzt Omni Ray, von denen ich meistens Motoren verwende. Ein Vorteil ist, dass sich die Übersetzungen der Getriebe nochmals ändern lassen, bevor ein Prototyp fertig ist – was auch bei der Büchsenmechanik nötig wurde, weil Motor und Getriebe noch ein bisschen zu schnell liefen. Zum Glück hatte ich den Daumen noch beim schwächeren Getriebe eingeklemmt…


Im Weiteren hatten die Büchsenbauer von SLS meine 5 Bockrollen verstärkt auf 6 Stück.

Ich merkte das, weil die Büchse, welche vorher stundenlang problemlos gedreht hatte, plötzlich stehenblieb. SLS hatte dann einen Plexi-Ring als Lauffläche eingebaut, um die Laufreibung zu vermindern. Trotzdem blieb die Büchse immer wieder mal stehen. Ich sah auch, dass in dem harten Plexi die Laufspur etwas eingekerbt war.


Hartes Nachdenken weit weg von der Büchse brachte mich dann doch noch darauf: Meine 5 Rollen hatten Gummi-Laufbahnen. Die zwei neuen (gleich grossen) Rollen waren aus Kunststoff. Also drückte die Büchse die Gummirollen etwas zusammen, was zur Folge hatte, dass das ganze Gewicht dann bloss noch auf den zwei Kunststoffrollen lastete, die sich dadurch in die Plexilaufbahn einkerbten und somit immer bremsten. Wir ersetzten die Sünder – und die Büchse drehte folgsam…


Am letzten Tag half mir zum Glück David Simon – der eigentlich nur den Büchsenöffner-Sound zusammen mit einem MP3-Player programmiert und installiert hatte – bis abends. Dann war er verabredet. Alleine war ich ziemlich am Rande meiner Reserven. 


Dann kam aber ein Anruf von David – ob ich unter Umständen vielleicht noch Hilfe brauchen könnte? Ich holte ihn gleich zuhause ab und dank seiner Hilfe schafften wir es in einer Freinacht.


Als die Gegengewichts-Halterung angeschweisst war – fiel mir auf, dass beide Gewichte, das Messer und der Bleigewichtskorb, oberhalb der Drehachse befestigt waren. Das ist gefährlich: Wenn aus irgendeinem Grund die Verbindung zwischen Motor und der grossen Schwenkwelle bricht, kippt diese entweder auf die eine oder auf die andere Seite. Die Erschütterung könnte die Befestigungen überbeanspruchen.

Da fiel mir der Kiel eines Segelschiffs ein (wohl, weil mit der SLS auch die Schiffswerft Farner & Stierlin eingemietet ist) und ich setzte ein zweites Gegengewicht direkt nach unten, mit weiteren 20 kg Gusseisen.

Das geschah etwa morgens um vier.


Um zehn Uhr kam dann der grosse Lastwagen, welcher das ganze Material für den Stand nach München fuhr. Wir konnten die Mechanik einladen.


(Zu den kleinen Büchsen hatte ich noch flache Stahlplatten geschweisst, die unter dem Standteppich zu liegen kamen. Darauf kamen Tragerohre gesteckt, worauf dann oben die schwebenden Büchsen angesteckt und verschraubt wurden.)


Erst einige Tage später fuhren Steff und ich dann mit Aufbauwerkzeug auch nach München. Ich hatte zur Sicherheit noch 6 neue Bockrollen gekauft, um dort dafür zu sorgen, dass die Büchse wirklich während der ganzen Dauer der Messe nicht zu drehen aufhörte…

Alles ging gut – während ich schon längst wieder zuhause war, hoffte ich recht intensiv auf Schweigen aus München. 

Erst danach wagte ich, nach Aussetzern und Stillständen zu fragen.. Und freute mich, von nichts Derartigem zu hören..


Für SLS Illusion + Construction, Schwerzenbach.

www.slsillusion.ch

Für Fabritastika, Zürich

www.fabritastika.ch


David Simon www.omniray.ch

2013

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