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Fasnacht Zürich 1982

Jugendlicher Enthusiasmus

Ich hatte damals die glorreiche Idee, dass wir zu viert als Immobilien verkleidet an die Fasnacht gehen könnten. Aus Kartonschachtelabfällen, die um ein Bambusgerüst herum geklebt wurden, könnte man Elemente bauen, die genau wie Beton aussehen würden, nachdem man sie angemalt hätte...  Ich wollte unbedingt mit einem Pissoir unterwegs sein - das baute ich tatsächlich im Keller, wie es sich gehört, und wollte zum Probierentragen nach draussen. Siehe da, es ging nicht mehr durch die Eingangstüre! Also zerlegte ich es (fluchend) und arbeitete dann woanders weiter, wo der Eingang gross genug war. 


Röbi hatte die gute Idee, sich ein Mauerstück zu bauen, das eine Nische mit einer Denkmal-Büste hatte, die Büste war dann er selber. Ruth hatte einen Torbogen, worin sie wie eine Prostituierte stehen konnte. Beim gehen kam der Torbogen, der an einem Rucksack angebaut war, einfach mit. Monika baute sich ein relativ riesiges Beton-Lüftungselement, worin sie vollkommen versteckt blieb. Es war ihr lieber so...


Als die Fasnacht näher kam, merkte ich, dass die Kartondinger zu gross waren, um mit einem Veloanhänger transportiert zu werden. Tramfahren - aus naheliegenden Gründen - ging nicht. Also waren wir gezwungen, zu Fuss von Oerlikon in die Stadt runter gehen..


Ich habe grosse Hochachtung vor der Opferbereitschaft meiner Freunde!


Falls ich Mut gehabt hätte, wäre ich mit der Kartonwand gerne an den Künstlermaskenball gegangen. Aber der fand in dem Jahr nicht statt - Glück gehabt!

Wir gingen also ein paar Stunden in der Altstadt durch die Gassen, stellten uns hin und wieder irgendwo auf - Alkohol trank ich damals noch nicht so, aus Kostengründen und überhaupt..  Immerhin konnten wir die Gassen einfach sperren, dann mussten alle bei Ruth durch den Torbogen hindurch. Wie sie nachher erzählte, hatte jemand ihr für einen Kuss Geld geboten..


Die Fotos sind von Christian Altorfer, er hatte aus naheliegenden Gründen bloss eine kleine Rollei 35 dabei. 


Am Ende gingen wir wieder zu Fuss hoch, liessen die Kartonbauwerke unterwegs bei Freunden stehen und holten sie erst später wieder ab.

Monika Stolz, Ruth Steinmann, Robert Stolz

1982

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