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Freitag - Airbags Mai 2021

Airbag takes with many of them..

Zweihundfilm fragte mich im April 2021 wegen Airbag-Effekten an – bei vielen Szenen, sagten sie. Da ich bereits zum dritten Mal Airbags realisieren musste, hatte ich zum Glück ein bisschen Erfahrung..

Airbags werden normalerweise durch eine Sprengung aufgeblasen, da sie in Mikrosekunden gefüllt sein müssen, um Passagiere auffangen zu können. 

Ohne Sprengstoff geht das natürlich nicht. Mit Pressluft auch nicht – 10 Bar Druck würden schon reichen, aber es braucht eine grosse LuftMENGE. Da reicht nicht einmal der Inhalt eines Schockreifenfüllers, der doch immerhin eine Auslassöffnung von ca. 3.5 cm hat.. Geht zu langsam.


Für mich bleiben nur entweder Tauchflaschen, die 200 Bar Druck haben, und zwar ohne Reduzierventil.. Oder ein sehr starker Seitenkanalverdichter, der allerdings 400 V Strom braucht.

Ich nehme eigens weiche Schläuche für die Verbindung Airbag/Flasche., dass kein Schlauch bei einer Explosion gefährlich werden kann, falls etwas passiert. (Die weichen Schläuche würden schon so früh platzen, dass die Einzeilteile nicht viel Zerstörungsgewalt hätten.) 

Bei Airbag-Effekten mit Schauspielern habe ich die Armatur, woran der eigentliche Airbag befestigt ist, so gebaut, dass die Schlauchtülle glatt ist. So fliegt der Schlauch weg, falls der Einlass zum Airbag irgendwie verstopft wird. (Damit der Airbag auch nicht explodieren kann.)

Das mit dem wegfliegenden Schlauch ist mir einmal beim Film «Wolkenbruch» passiert. Abgesehen von einem blauen Fleck am Bein der Schauspielerin ist nichts passiert..


Die Tauchflaschen kamen von Scuba Viva in Winterthur  https://scubaviva.ch/ - die Leute dort waren sehr hilfsbereit und verständnisvoll!

Die Bags bekam ich von einem Recycling-Betrieb in Holland, Freitag organisierte das. Sie verwenden dieses Material z.B. für Rucksäcke.

Um sie an die Luftzufuhr anzuschliessen, baute ich verschraubbare und abgedichtete Metallplatten mit drehbaren Schlauchanschlüssen, so dass ich die Airbags immer so platzieren konnte, dass der Schlauch möglichst unsichtbar blieb. Bei diesen Platten montierte ich auch je ein Überdruckventil, ebenfalls aus dem Tauchshop – wird normalerweise für diese Luftsäcke verwendet, die zum Hochheben von Gewichten unter Wasser verwendet werden,  um zu verhindern, dass die platzen. Drei weitere mit grossem Schlauchanschluss für den Seitenkanalverdichter baute ich für die Szene mit den vielen Ochsnerkübeln bei Freitag. 


Die Airbags kamen sämtlich mit grossen Löchern, wo sie in den Autos eingebaut waren – die musste ich mit dem gleichen Material wieder vernähen. Es gab weisse, rosa und hellblaue Bags, hellblau war bloss ein einziger, der zu einem Viertel zerschnitten war.. Zunächst nähte ich ihn selber wieder zusammen, was aber hielt nicht lang vorhielt, weil ich keine starken Fäden hatte. 

Prototypennäher bei Freitag machten dann die Arbeit, wie es sich gehört..

Die Drehs waren absolut auf Sparflamme: Da das Budget sehr niedrig war, waren wir meist bloss zu dritt plus allfällige Statisten.. Jeder von uns arbeitete auf fast allen Gebieten mit..

Für die meisten Takes konnte ich dieselben Bags und Montageplatten verwenden. Bei der Szene mit den vielen Ochsnerkübeln allerdings hätte ich derart viele Tauchflaschen mieten müssen (und Füllungen bezahlen) dass das Budget geplatzt wäre..


Da diese Szene aber in der Freitag-Fabrik gedreht wurde, konnte ich meinen 4 KW-Seitenkanalverdichter verwenden, der genügend Druck und Luftmenge lieferte. Der brauchte bloss 400 V 16 A, keine Tauchflasche.

Die Kamera wurde oben in ein Dachfenster montiert, per Funk gesteuert mitsamt Funkbild für Regie und Kamera.

Der Rest war minutiöse Positionierung des einzigen Ochsnerkübels – immer an einen weiteren Ort versetzt, den Airbag wieder reingedrückt und so weiter..

Nach Plan wurde die Farbe des Bags jeweils ausgetauscht..


Für den Take, wo ein Bag aus der Vase rauskommt, war anfangs einfach geplant, dass der Bag obendrauf liegt. Aber mir fiel eine Möglichkeit ein, den Bag IN die Vase zu tun und mit einer unter dem Tisch hängenden verschiebbaren Vorrichtung zu erreichen, dass der sich öffnende Bag die Vorrichtung in der Vase hochhob, so dass er anfangs unsichtbar war, bis er aufgeblasen wurde.


Wir drehten in der näheren und weiteren Umgebung von Winterthur, alles ging gut – ausser, dass ich einmal mein ganzes Auto voll Material dabei hatte, sogar etwas zu früh am Treffpunkt war, dann dem Drehen zusah, bis Jonas meinte: «Könntest Du den blauen Airbag montieren?» und ich merken musste, dass die Bags alle drei bei mir zuhause auf der Werkbank lagen.. So rasch bin ich vorher noch nie mit dem Auto nach Oerlikon und dann wieder nach Winterthur gerast. 


Und später liess ich die verdammten Bags noch einmal im geparkten Auto am Waldrand.. Das geringe Budget machte unmöglich, dass ich eine°n Assistent°innen anstellte, also war ich etwas überarbeitet..


https://vimeo.com/561300255

2021

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