HPV - Rennbahn 1982
Menschenbetriebene elektrische Rennbahn
Andreas Nägeli wollte, dass ich seine Idee eines Streitwagen-Rennens, das am - wie ich glaube - ersten Velotag in Zürich abgehalten wurde, als Modell für die Fahradausstellung herstellte. Die Idee rührte von den römischen Streitwagen-Rennen her, die Regel war: Es musste von jedem Team in einem Anhänger eine weitere Person mitgezogen werden.
Vorne konnten Gespanne von mehreren Velos ziehen - aber der Passagier war vorgeschrieben. Nägeli (der damals das Velolaboratorium gründete, wovon sehr viele Impulse ausgingen, welche die Velostadt Zürich prägen sollten) baute ein paar unterschiedliche Gespanne, das Rennen wurde am Limmatquai abgehalten.
Ich erinnere mich noch, dass wir eine Start- und Ziellinie einfach mit weisser Dispersion auf die Strasse gemalt hatten. Die Polizei reklamierte deswegen nach dem Anlass, worauf Robert Stolz und ich morgens um vier die Linie mit schwarzer Dispersion wieder übermalten. Danach hörte ich nichts mehr davon..
Ich hatte in einem Buch von 1905 eine lustige Sache gesehen:
Zwei Fahrräder standen aufgebockt, es waren zwei Generatoren angebracht. Wenn die Leute strampelten, fuhren zwei Wagen etwa einen Meter auf kleinen Schienen. Wessen Wagen zuerst vorne ankam, hatte gewonnen.
Diese Idee wollte ich verbessert aufgreifen. Ich baute in Nägeli's Werkstatt eine römische Rennbahn, worauf von mir gelötete blecherne Wagen von kleinen Elektromotoren angetrieben (ohne Getriebe!) herumfuhren, wenn auf zwei Hometrainern, woran ich gebrauchte Fiat-Lichtmaschinen gebaut hatte, gestrampelt wurde.
Die Hometrainer waren unbequem und wenig wirkungsvoll - an der Messe schwitzten die Leute, welche ein Rennen fuhren, sehr. Zudem gabs eine äussere und eine innere Bahn. Die Innere gewann immer...
Selbst kleine Kinder mühten sich enorm ab - weils faszinierend war, dass die kleinen Wagen entsprechend der Tretfrequenz langsamer oder schneller herumfuhren.
Später wollte Andreas Nägeli eine zweite Bahn, zum auseinandernehmen, in Form einer 8 (damit die beiden Tracks gleich lang wurden). Das war sehr aufwändig zu bauen. Ich legte Messing-U-Profilie in vorgefräste Nuten, die Profile mussten zu Kurven gewalzt werden.. Unter die Bahnsegmente kamen Kabelanschlüsse mit Mehrpolsteckern... Es wurde fertig, das Ding.
Bei der Einweihung stellte sich dann plötzlich und unerwartet heraus, dass eine von den beiden identischen Auto-Generatoren eine viel höhere Spannung erzeugte, als die andere. Damit gewann dieser Teilnehmer immer, ohne sich im geringsten anzustrengen. Der andere, höllisch schwitzend, verlor zuverlässig.
Das versetzte dem Projekt den Todesstoss, wenns auch noch lange bei Nägeli eingelagert blieb. Obwohl das Ding nicht sehr teuer war - mein Stundenlohn betrug Fr. 10.00 - wollte er weder Getriebemotoren als Generatoren zahlen, noch sonst weiter investieren.
Jahre später, als er die Bahn bei einem Quartierfest aufstellen wollte, was ich gerne unterstützte, funktionierte noch alles - aber die bessere Lichtmaschine blieb die bessere Lichtmaschine, also gewann wieder die Person, welche darauf strampelte. Ich bot Nägeli an, gratis die Bahn umzubauen, wenn er das Material zahlen würde, ja selbst, ihm die Bahn für seine Kosten abzukaufen - er wollte nicht. Später erfuhr ich, dass er sie weggeworfen hat.
Es gibt leider nicht mehr Fotos. (Die sind von Christian Altorfer). Video war noch nicht verfügbar...
Das alte Bild zeigt das Vorbild. Es stammt aus einem Jungenbuch: "Neues Universum" von 1905.
Andreas Nägeli, Velolaboratorium
1981