top of page

Linsenbrunnen neue Börse 1997

Kunst am Bau neue elektronische Börse, Zürich

Ich wurde durch eine Eventagentur angefragt, ob ich ein Kunstwerk für die neue Börse bauen wolle – Geld spiele keine Rolle.


Ich war entsprechend begeistert und aufgeregt. Erst hiess es, sie wollten ein riesiges Mobile in die Halle hängen.. Also baute ich ein Mobile-Modell (siehe Börsenmobile 1997).


Als Annette Hunziker-Ebneter, damals die Chefin der Börse, das Modell präsentiert bekam, meinte sie: «Nein. Wir als Unternehmen sind nicht abhängig, wie ein Mobile, und wir reagieren auch nicht bloss auf äusseren Anstoss. Nein, ein Mobile ist nicht geeignet, uns zu repräsentieren.»


Ich war wenig erfreut. Dann hörte ich auch noch, dass zusätzlich andere Künstler angefragt worden seien und ihre Projekte präsentieren würden. In Wettbewerben, wo man etwas gewinnen kann, gewinne ich eigentlich nie, also wollte ich bereits aufgeben und mich verabschieden. 

Ich hatte aber, wie damals sehr oft, eine meiner Linsen zum Geschenk mitgebracht. Die gefiel Annette sehr..


Nach ein paar Tagen präsentierte ich eine andere Idee, die auf meinen Linsenbojenprojekten basierte. 

Ein Edelstahlbecken voller Wasser, worin die Linsen schwämmen, durch Drahtseile von unten gehalten, so dass sie teils unter Wasser, teils auf dem Wasser trieben, war der Plan. 


Einige wollte ich an der Kante befestigen oder in der Nähe der Kante, so dass sie hochkant zu schwimmen kämen.

Frau Hunziker-Ebneter fand das toll: «Das sieht aus wie ein Kasten voller Geldmünzen! Das machen wir. Du kriegst das Motto: Zukunft gestalten – die sehen ja alle aus wie Ufos!»


So kam ich zur Realisation meiner schon seit einer Weile vorhandenen Idee.


Ich baute eine Maschine, um die Linsen während des Schweissvorgangs rotieren zu lassen. So erhielt ich eine ziemlich perfekte Schweissnaht.


An jede Linse kam eine mit Silberlot angelötete Öse – anschweissen hatte sich nicht bewährt, da in den Linsen durchs Schweissen ein Vakuum entsteht:

Wenn man danach irgendwo die Linse anschmilzt, was beim Schweissen passiert – machts plopp und ein Tröpfchen flüssigen Stahls ist durchs entstandene Loch ins Innere gesaugt verschwunden. 

Wo es dann, hart geworden, herumscheppert..


Jede von den über 150 Linsen hängte ich dann kopfunter an ein Edelstahl-Gitter auf. 

So konnte ich die Anordnung, die am Schluss 180° gedreht und durchs Wasser hoch- anstatt durch die Gravitation runtergezogen wurde, erstellen und überprüfen.


Dann schweisste ich das Becken. In der Börse war dort, wo der Brunnen hinkam, kein Abfluss vorhanden, also kaufte ich Swimmingpool-Chemikalien, womit ich das Wasser länger frisch erhalten konnte.


Ich schaffte das Ganze aufs Eröffnungsfest, die Leute freuten sich daran. Einige Linsen hatte ich noch in verschiedenen Gelbtönen Pulverbeschichtet.


Ein paar Jahre später wurde der Brunnen dann noch fachmännisch angeschlossen, mit richtigem Wasserzu- und Ablauf.

Mit dem Verschwinden der Zürcher Börse ist der Brunnen verschollen, wohl verschrottet, denke ich..

Swiss Exchange Frau A. Hunziker-Ebneter

1997

bottom of page