Melectronics - From the Lab 2015
Spezialeffekte - Props/Mechanics
Im März 2015 sollte ich für Solid Haller Film / Migros ziemlich komplexe Effekte machen.
8 Stehmixer sollten synchron rotes Pulver ausspeien – weil sie zuvor farbige Kreiden gemixt hatten, 5 Handmixer sollten zusammen mit ebensovielen Haartrocknern Farbe aus Schalen heraus und auf ein riesiges Osterei blasen – und tanzende Stecknadeln sollten einen Ballon so treffen, dass er platzte und aus seinem Inneren einen Haufen Glitter in einer Wolke befreite.
Für die Stehmixer nahm ich Holipulver, weil das sehr leicht ist, gut fliegt und enorm farbig ist es überdies auch. Mit Druckluft blies ich die Wolken raus: Bei den drein einzelnen von Hand mit meinen vorhandenen Elektroventilen – bei den 8 simultan blasenden kaufte ich extra 8 exakt identische Ventile.
Weil, bei Highspeedkameraaufnahmen sieht man die geringste Verzögerung. 4000 Bilder/Sek. verzeihen da nichts. Zudem war keine Möglichkeit, einen Test zu machen. Das hätte eine Riesensauerei gegeben..
Beim Ballon kam rasch eine gewisse Schwierigkeit auf: Wie bringt man Glitter in einen Ballon, der aufgeblasen ist? Flitter in den Mund nehmen?? Nach einer Weile kam ich auf die Idee, einen Rahmbläser so umzubauen, dass ich den Glitter einfüllen konnte, Druckluft anschliessen und den Ballon am anderen Ende anschliessen.
Wenn ich Luft einblies, nahm die den Glitter mit und füllte damit auch den Ballon. Zudem musste ich erfahren, dass der Glitter durch eine Ballonhaut sehr gut zu sehen war.
Also fummelte ich erst mal zwei Ballons ineinander, bevor ich den Glitter einblies..
Die auf dem Lautsprecher hüpfenden Nadeln hatten natürlich niemals genug Kraft, einen, geschweige denn zwei Ballonhäute zu durchdringen.
Also entwickelte ich ein Druckluft-Blasrohr und machte Versuche. Eigentlich hatte ich Angst, dass die Nadel auf keinen Fall spitzvoran fliegen würde, sondern sicher mit dem schwereren Kopf voran.
Das war zum Glück ein Irrtum – der Luftwiderstand hielt den Kopf hinten, die Nadel vorn und sie flogen so rabiat, dass ich eine Zange brauchte, sie aus der Holztüre wieder rauszuziehen.
Womit klar war: Das ist gefährlich. Das Blasrohr wurde dann starr fixiert und der Schauspieler so platziert, dass er nicht in der Schussbahn war.. Die Highspeed-Phantom Kamera sah dann prompt das Projektil..
Die Handmixer, welche Farbe auf das Ei schleudern mussten – die brauchten vor allem verstellbare Halterungen, wie die Haartrockner auch.
Um eine allzu immense Schweinerei zu vermeiden, nahm ich wieder Holipulver als Farbpigment und mischte das mit – Nature Joghurt.
So bestand die kleine Chance, alles wieder sauber zu kriegen am Schluss..
Einmal mussten einige Tropfen Farbe quer vor dem Gesicht des Schauspielers durchfliegen. Mit Druckluft spritzte das zu unkontrolliert herum. Mir fiel zum Glück ein, ein Alurohr zu nehmen, einen Holzstab reinzustecken, Niklaus füllte von vorne Farbe ein, endlich schlug ich mit dem Hammer drauf und es spritzte..
Die Joghurtfarbe musste vor dem Take jedesmal mit frisch aufgemischt werden, stellte sich heraus. Und die Haarföhne bliesen nicht gerade sehr stark.. Aber es klappte immerhin.
Das ganze Laborequipment stammte auch aus meinem Fundus. Ich liebe ja kuriose alte Technik.
(Der rote Hauptschalter war zuvor schon in den Händen der Stadtpräsidentin Mauch zum Sprengen eines Bööggs verwendet worden..)
Assistent: Niklaus Rüegg
Niklaus Rüegg http://www.nikla.us/
2015