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Ratte & Bär, Fischli Weiss 2016

Bewegliche Kunst - Mechanik

2016 mussten Ratte und Bär für eine Ausstellung in der Fondation Beyeler neu gemacht werden.


Ich hatte schon Jahre zuvor (2009?) von Peter Fischli und David Weiss den Auftrag bekommen, die bereits existierenden und atmenden Tierchen zu optimieren.

Darin waren  Motoren, welche mit einem Exzentersystem einen Stössel hoch- und niederfuhren, der ihre Brustkörbe hob und senkte. Allerdings einfach in einem Loop, also ohne Zwischenstopp. 

Ich schaute mir ein Weilchen beim eigenen Atmen im Spiegel zu, achtete auch kurz vor dem Einschlafen auf den Rhythmus und merkte, dass mein Brustkorb in der tiefsten Position kurz innehielt. Ist auch bei anderen atmenden Wesen so…


Nebst dem, dass ich den Stössel durch eine grössere Kalotte ersetzte, welche den Brustkorb der Tierchen weniger punktuell anging, baute ich um die Kalotte herum einen Edelstahlring, worunter der Stössel verschwand, während der Brustkorb sich auf dem Ring aufstützte: Womit ich die Ruhepause hatte, ohne dass der Motor stillstehen musste.


Schon damals machte ich mir aber Gedanken darüber, wie sich die Mechanik insgesamt anders konzipieren liesse..


Und eben 2016 wollte Peter Fischli die Viecher optimiert haben. Basil *** hatte schon die ersten konfektioniert, er machte das wieder meisterhaft.. 

Leider war die Zeit wieder etwas knapp, also konnte ich bei Omny Ray nicht die ganz idealen Motoren bauen lassen – die Rotoren mussten etwas zu rasch drehen, was es schwieriger machte, sie unhörbar hinzukriegen. 

(Die ersten Motoren der ersten Tierchen hatten offenbar hin und wieder Probleme mit  Hitzeentwicklung gemacht.)

Die Ruhepause ist auch bei der neuen Mechanik wichtig – der Exzenter geht in der tiefen Position einfach tiefer als der Teflonschleifer.


Die Rippen der Mechanik bestehen aus Inox-Federstahlstreifen, die Führungsstange läuft in Teflon, auch die Exzenterscheiben laufen auf Teflonschleifern. Ich habe eigens Kerben in die Exzenterscheiben eingedreht, damit ein Silikonfett dort erhalten blieb und ein bisschen schmieren konnte. Die Federstahlstreifen sind zwischen Stahlstücken eingeklemmt verschraubt, ich habe noch zur Geräuschdämmung Montagekleber hinzugefügt.


Es mussten zudem sehr flache und Lüfterlose Netzgeräte gefunden werden – die waren nicht billig, auch muss man sie leider aufstarten, d.h. man konnte sie nicht einfach ans Netz stecken und die Spannung ist auf dem vorgesehenen Wert. Bei den weit billigeren chinesischen Geräten wäre das gegangen, aber die waren zu gross und hatten Lüfter, die sich einschalteten und auch zu hören gewesen wären. 

Die Netzgeräte mussten unter der Schlaf-Wolldecke der Tierchen versteckt werden können, darum so flach wie möglich. 

Also druckte ich genaue Bedienungsanleitungen, die auf die Netzgeräte geklebt wurden. Damit das Ausstellungspersonal keine Schwierigkeiten hatte, wenn sie morgens die Tierchen anstellen mussten…


Dank den Stufenlos einstellbaren Netzgeräten kann noch im allerletzten Moment die Atmungsgeschwindigkeit reguliert werden. Wenn diese definitiv feststünde, könnte man auch ein fixes Netzteil verwenden, das dann bloss noch von den AufseherInnen eingesteckt werden müsste. Da aber definitiv einzig feststeht, dass die Umstände sich immer verändern – Feuchtigkeit, Wärme, Kälte haben ihren Einfluss – bleibt die Anpassbarkeit wichtig..


Die beiden Tierchen sind nun, wie mir gesagt wurde, Epreuves d’artistes, bleiben also im Besitz des Künstlers.

Fischli/Weiss Zürich

2016

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