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Tropfen Felswand Haldi/UR Film "Réduit" 2021

Wassereffekt, Filmtrick

Im Januar 2021 fragte mich Leon Schwitter an, ob ich in Haldi oberhalb Schattdorf, Uri an einer überhängenden Felswand, welche die eine Wand einer Alphütte bildet, Tropfen herunterlaufenlassen könne.

Als es beim Dreh ein paar Monate früher stark regnete, passierte das von selbst, was den Regisseur auf die Idee brachte.

Am Samstag, 30. Januar fuhr ich nach einigen Vorgesprächen und -bereitungen hoch. Ich hatte ein paar neue Schneeketten gekauft, die montierte ich auf halbem Weg.


Um Tropfen zu machen an verschiedenen Orten wäre fliessendes Wasser vom Hahn nicht geeignet, das wusste ich – der Druck nimmt an einer Stelle zu, wenn man einen Verteilerhahn schliesst, somit läufts überall sonst stärker und umgekehrt. Man dreht fast durch.. Ohnehin gabs dort oben winters kein fliessendes Wasser.


Also bereitete ich einen Edelstahlbehälter mit Ausfluss vor, dass ich ihn auf ein starkes Stativ stellen konnte und so vor Ort hoch hinauf positionieren, dass das Wasser hinunterlaufen konnte zu den Verteilstellen.


Ein Versuch an der Hauswand zuhause ergab, dass sich die Schläuche wohl nicht mit Klebeband direkt an die Wand bringen liessen. Das hielt keine zehn Sekunden. 


Also plante ich eine Alu-Rohrvorrichtung, woran ich mit kleinen Magicarmen die fünf Schläuche genau ausrichten konnte. Ein Verteiler mit 5 Hähnen kam nach einem Wasserfilter (damit kein Staubflöckchen zur Unzeit etwas verstopfen konnte) um die einzelnen Ausläufe gut regeln zu können. Beim Test lief das lange problemlos, die Tropfen liessen sich gut regeln.


Es regnete, als ich hinfuhr, meist waren die Reifenspuren frei, alles ging gut. Mit den Schneeketten immer noch ok, die Scheiben beschlugen aber von innen trotz Lüftung und Klimaanlage.. Das Navigationsgerät war keine grosse Hilfe, weil es die Bezeichnungen der Strassen nicht erkannte. Ich nahm eine Abzweigung, alles wurde immer enger – zum Glück war ich auf dem richtigen Weg und ich sah einen Haufen junger Leute aus einem Bus steigen, die ich fragte, ob sie zufällig Filmer seien?


Alles kam gut, ausser, dass eine Schneekette locker war. Eine junge Frau brachte das in Ordnung. Später fuhr ich mit Leon zur Location, am Schluss mit Vollgas, während die Räder gar nich so schnell drehten. Mir fiel ein, dass ich irgendeine elektronische Antischlupfkontrolle nicht ausgeschaltet hatte.. 


Aber wir kamen hin. Es stellte sich heraus, dass eine der neuen Schneeketten zerrissen und abgefallen war.

Dann schleppten wir das Material hundert Meter durch einen Schnee-Trampelpfad. Das Einrichten der Tropfanlage funktionierte, wie ich es mir anhand der Fotos vorgestellt hatte. Die armen Filmleute schleppten zur Sicherheit noch das schwere blaue (volle) Wasserfass heran. Ich hatte zwei davon mitgenommen, wegen des fehlenden Wassers in der Hütte.


Beim Dreh der Szene mussten der Vater und sein Sohn viele Ravioli essen, beim Vater tropfte das Wasser in den Teller – durch ein elektronisch gesteuertes Tropfgerät mit Elektroventil, welches der Regisseur direkt selbst betätigte.


Nachts nach dem Dreh baute ich möglichst alles bereits ab, bevors in die Unterkunft zum Nachtessen und dann etwas weiter hinunter zur Schlafstelle ging. 

Am nächsten morgen (nachdem mir Emerenzia, die Chefin in der Unterkunft einen Träsch kredenzt hatte) schleppte ich alles wieder in mein Auto, Caroline montierte mir eine Leih-Kette am kettenlosen Rad. 

Selbst die Bewilligung, die ich bei der Ankunft nicht gefunden hatte, weil ihr Handy keinen Empfang hatte, als ich sie danach fragen wollte, hatte ich am Schluss doch noch im Auto beim letzten Stück Abfahrt, die ich schon wieder ohne Ketten machte..


Mein Auto war wohl der einzige nicht-4WD dort oben..

Leon Schwitter http://exit.ist/

2021

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