Zak: Bank Cler
Robotermäher ferngesteuert, Standup-Paddelboard im Wasser fahren lassen
Milena Waylany fragte mich an wegen zweier Roboter-Rasenmäher, welche zu zweit eine Plakatwand durchs Filmbild ziehen sollten. Es hiess anfangs, alles ganz einfach, die Mäher bloss an einem Faden gezogen.
Da ich aber nicht wusste, dass das alles auf einem Kunstrasen, vollkommen flach, gedreht würde, war ich mir nicht sicher, ob das auf einem normalen Rasen (wo die Mäher schliesslich leben) mit einem grossen Plakat auf dem Rücken funktionieren würde. Zudem ist es immer so, dass während der kurzen Vorbereitungszeit Veränderungen in den Wünschen der Regie aufkommen. Ich bekam die Mäher, nahm einen auseinander und sah, dass die Motoren bürstenlos sind, d.h. man kann sie nicht ganz so einfach mit einer Fernsteuerungs-Elektronik kuppeln. Vor allem nicht in 10 Tagen. Also riss ich das gesamte Innenleben der Mäher heraus, baute zwei DC-Schneckenradgetriebemotoren ein, und zwar gefedert. Ich wusste langsam, dass wegen der Bodenunebenheiten Federung unerlässlich ist, sonst dreht ein Rad in der Luft und das Ding fährt im Kreis. Der Anhänger-Mäher musste zudem von seinen Motoren befreit werden: Die drehten nicht einfach durch, sondern die Räder bremsten.. Also musste alles raus, was schwierig zu bewerkstelligen war und dann durch normale Lager ersetzt.
Das Gestell fürs Plakat schweisste ich aus 30 mm Quadratstahlrohr – das sollte ja die beiden Mäher als stabile Einheit verbinden. Der hintere Mäher musste starr mit dem Rohr verbunden sein, gesteckt und mit einer Schraube gesichert – der vordere Mäher aber musste um die Verbindung drehbar sein, sonst könnte das ganze keine Kurven fahren. Selbst dass alle versicherten, Kurven seien nicht angedacht: Wenn’s auch bloss zum Auskorrigieren der Fahrtrichtung ist, Kurven müssen möglich sein..
Nun war das aber noch gar nicht alles: Gewünscht war zudem, dass die Plakatwand auch auf einem Stand-Up-Paddelbrett fahren können musste. (Auch hier erfuhr ich erst sehr spät, dass wir das in einem Hallenbad drehen würden. Ich sah schon Seenot auf einem See im Föhnsturm vor mir.. Was bedeutete, dass ich sofort an einen Ausgleichskiel, d.h. schwere Gewichte, unters Paddelbrett befestigt, dachte. Schliesslich war die Plakatwand oben ja ein gar nicht so kleines Segel mit möglichem Übergewicht..)
Milena und ihre Assistentin hatten das SUP, ich schweisste eine Befestigung, wo oben wieder die Plakatwandhalterung eingesteckt werden konnte, unten kam die verstellbare Kiel-Vorrichtung hin. Verstellbar, weil ich ja erst im Wasser würde sehen können, ob das Plakat oben gerade stehen würde. Wenn nicht – musste ich justieren können. Dann kam noch der Wunsch hinzu, dass das Ganze von einem Mini-RC-Hooverboot gezogen werden müsse. Sie dachten, man könne einfach eine Schnur ans Bötchen binden und ans SUP, dann klappe das.
Auch hier schien mir, dass so ein Bötchen nicht mehr schwimmen würde, wenn es auch nur ein Schnürchen mitschleppen müsse, geschweige denn, dass es noch geradeaus fahren wollen würde. Also konstruierte ich eine Parallelogramm-Vorrichtung mit Gegengewicht, die das Schiffchen dann gerade in der Schwebe auf der Oberfläche halten würde. Alles weit unter Wasser, blau gespritzt damit es unsichtbar bliebe. Und wieder: Alles verstellbar. Mehr Arbeit in der Vorbereitung. Auch das Schiffchen kam erst im letzten Moment zu uns, ohne Reserve-Geschwisterschiffchen, falls es untergehen sollte..
Ich hängte an beiden gegenüberliegenden Ufern, zwischen denen das SUP verkehren sollte, 20-30 kg Gewichte, so dass ich von dort, über einen Meter unter Wasser mittels Umlenkrollen hin- und herziehen konnte. Am SUP gabs ja auch Befestigungsstangen tief unter Wasser. Dies, damit man nicht sehen konnte, dass da eine Schnur sei. Weil: Selbst wenns mit Nylonfaden gegangen wäre, der hätte die Wasseroberfläche durchschnitten, das sieht man. Und der Nylonfaden wäre gerissen. Ich nahm Edelstahlseil mit weisser Umspinnung, man sah es nicht. Zudem sagte ich, dass Leute an beiden Seiten das Wasser in Wellen versetzen sollten, um die Oberfläche undurchsichtig hinzukriegen..
Die Option, welche anfangs auch noch stand, war, dass das Plakat ebenfalls auf ein Sprungbrett zu stehen kommen sollte, wo es wippen würde.. Zum Glück wurde diese Idee früh wieder abgesagt.
Hingegen der dritte Take, wo eine Drohne die Plakatwand fliegend herumtragen würde, blieb. Da war ich aber nichts sehr involviert, alles wurde von Beleuchtung und Grip mit einem Riesen-Stativportal ausgeführt.
Da aber aus Budgetgründen mein Auto für die Transporte ins Hallenbad im Aargau, dann am nächsten Tag ebenfalls im Aargau zur Hundeschulungshalle und am Nachmittag nach Dübendorf auf den Sportplatz benötigt wurde, war ich bei allen Drehs dabei und half mit..
In Dübendorf regnete es, also bauten wir ein Dach über der Drohne..
https://www.youtube.com/watch?v=vKWkP5y86xE
Und - völlig unwichtig: Ich bin mit dem Auto an den Escherwyssplatz hinuntergefahren ins Atelier von Milena. Offenes Fenster, auf dem Nebensitz ein aufgeblasener Wasserball. Kurz vor der Hardbrücke nahm ihn eine Windsbraut aus dem Fenster, ich sah nur noch nach hinten, dass er unten zwei Stockwerke tiefer verschwand. Da ich glaubte, er sei wichtig, bin ich zurückgefahren, was da nicht einfach ist, ihn zu suchen. Und wirklich: Durch den Wind etwa 300 m weggetragen lag er unschuldig in einer Poststellen-Einfahrt. Als ich Milena dann mein unglaubliches Abenteuer erzählte, meinte sie: "Ach, der ist nicht so wichtig, ist bloss ein Dummy-Ballon.."
Milena Waylany
2022